Genozid in China: Millionen Uiguren en andere interniert en gefoltert | politiek

2021-11-09 02:41:56 By : Mr. Victor Xie

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In chinesischen "Umerziehungslagern" werden Hunderttausende Menschen gefoltert, vergewaltigt, erniedrigt en getötet. Eine Geflohene erzählt ihre Geschichte.

Sayragul Sauytbay is moslim in Kasachischer Abstammung. Das alleine reichte den chinesischen Behörden aus, um die Lehrerin in ein Internierungslager zu sperren. Um ihreinen schwarzen Sack über den Kopf zu ziehen en praktisch aus dem Schlafzimmer in ein sogenanntes Umerziehungszentrum zu verfrachten. In ein Lager, in dem Zwangssterilisation, Folter und Menschenversuche an der Tagesordnung sind. Wie Sayragul Sauytbay soll es nach verschiedenen Angaben zwischen rund 1,5 und drei Millionen Menschen in China ergangen sein, die meisten von ihnen Uiguren.

Die Uiguren sind eine turksprachige Ethnie, die meisten von ihnen leben im Gebiet des ehemaligen Turkestans. Voor allem in der heute chinesischen Regio Xinjiang, in der die Autonomie der uigurischen Minderheit offiziell geduldet ist. Die meisten der nach Schätzungen rund 15 Millionen Uiguren leben heute im Tarim-Becken, das im Süden Xinjiangs liegt. Seit 1949 schraubten sterven Machthaber in China den Prozentsatz der sogenannten Han-Chinees in Xinjiang mit einer agressieven Siedlungspolitik von 5 Prozent auf 40 Prozent und Gingen 2017 dazu über, mit weiteren Repressalien gegen snel sterven ausschließlich im muslimische Land minderheitzu

Das musste auch Sayragul Sauytbay erleben, die se selbst im Lager erfahren musste. In Welchem ​​Lager sie genau oorlog, hoed sie nie erfahren. Genauso wenig, warum sie es nach rund einem Jahr wieder verlassen durfte. Und auch nicht, welches Verbrechen genau sie begangen haben soll, um nur kurze Zeit darauf erneut interniert werden zu sollen. Sayragul Sauytbay entschied sich für die Flucht.

Doch von Vorn. Als junge Frau absolvierte Sauytbay ein Medizinstudium und arbeitete in einem Krankenhaus. Anschlieend wandte sie sich jedoch dem Bildungswesen zu und wurde im Staatsdienst angestellt, insgesamt leitete sie fünf Vorschulen. Obwohl ihre berufliche Situatie den Schein eines sicheren Lebens erweckte, planten sie en ihr Mann jahrelang, China mit ihren beiden Kindern zu verlassen en ins benachbarte Kasachstan zu ziehen. Allerdings kam es immer wieder zu Verzögerungen, 2014 begonnen die chinesischen Behörden dann damit, Pässe von Beamtinnen und Beamten einzuziehen.

Unter diesen Pässen war auch der Pass von Sayragul Sauytbay. Ihr Mann und ihre Kinder flohen zwei Jahre später, kurz darauf ging China dazu über, die Pässe der gesamten Minderheit zu beschlagnahmen. Sauytbay setzte ihre Hoffnungen auf ein Ausreisevisum, mit dem sie zu ihrer Familie nach Kasachstan stoßen wollte. Sie hoffte vergebens, ein Visum erhielt sie nie.

„Ende 2016 begonn die Polizei, nachts heimlich Menschen zu verhaften“, erzählte Sauytbay der israelischen Haaretz. „Es war eine sozial und politisch unsichere Zeit. Kameras wurden in jedem öffentlichen Raum installiert; die Sicherheitskräfte verstärkten ihre Präsenz. Einmal wurden von allen Angehörigen von Minderheiten in der Region DNA-Proben genommen und unsere Telefon-SIM-Karten beschlagnahmt. Eines Tages wurden wir zu einem Treffen hochrangiger Beamter eingeladen. Es waren vielleicht 180 Leute da, Angestellte in Krankenhäusern und Schulen. Polizisten, die aus einem Dokument lasen, kündigten an, dass boerenkool Umerziehungszentren für die Bevölkerung eröffnet werden, um die Situation in der Region zu stabilisieren.“

Bei diesen Lagern handelt es sich laut Sauytbay um grausame Orte. Ihre Beschreibung: Jeweils zwanzig Gefangene leben dort in einem winzigen Raum. Sie werden mit Handschellen gefesselt, ihre Köpfe rasiert, jede Bewegung wird von Deckenkameras überwacht. Ein Eimer in der Ecke des Zimmers dient als gemeinsame Toilette. Der Tage begint om 6 Uhr morgen. Die Inhaftierten werden gezwungen, Chinees zu lernen. Sie lernen Propagandalieder auswendig und beichten erfundene Sünden. Ihr Alter reicht vom Teenager bis zum Senior. Ihre Mahlzeiten sind mager: trübe Suppe und eine Scheibe Brot.

Und Sauytbay berichtet von Folter. Metallnägel, herausgerissene Fingernägel, Elektroschocks – alles is te vinden in de Schilderung im „Schwarzen Raum“ statt. Bestrafung ist Alltag. Die Gefangenen werden gezwungen, Tabletten zu nehmen und bekommen Spritzen. Ihnen wird erzählt, dass diese Behandlung der Krankheitsprävention diene. In Wirklichkeit handelt es sich um medizinische Experimente. Um Menschenversuche. Viele der Insassen leiden unter kognitivem Verfall. Einige der Männer werden sterilisiert. Frauen werden regelmäßig vergewaltigt.

Die USA hat diese Umstände mit der Übernahme der Regierungsgeschäfte door Joe Biden bestätigt und deutlich kritisiert. Im alljährlich neu aufgelegten Menschenrechtsbericht des Außenministeriums unter Minister Antony Blinken heißt es: „Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ereigneten sich im Laufe des Jahres an den überwiegend anderen muslimischen Uslimischen undethn undappenthen

Weiter heißt es in dem Bericht, dass der Völkermord an Minderheitengruppen in Xinjiang andauert und „die willkürliche Inhaftierung of anderer schwerer Entzug der körperlichen Freiheit von mehr als einer Million Zivilisten umfasst; Zwangssterilisation, erzwunge Abtreibungen and restriktivere Anwendung der chinesischen Geburtenkontrollpolitik; vergewaltigen; Folter einer großen Zahl willkürlich Inhaftierter; Zwangerschap; und die Auferlegung drakonischer Einschränkungen der Religions- oder Weltanschauungsfreiheit, der Meinungsfreiheit und der Bewegungsfreiheit.“

Nur wenigen Inhaftierten is bis heute gelungen, aus den Lagern herauszukommen und ihre Geschichte zu erzählen. Sayragul Sauytbay hoed en geschafft. En zie erzählt. Somit ist sie einer der wenigen Menschen, die glaubwürdig aus erster Hand darüber berichten können, was in den Camps wirklich vor sich geht. Haaretz-journalist David Stavrou hoedt in Stockholm mit ihr gesprochen. Er berichtet, dass sie die meiste Zeit gefasst blieb, als sie vom Leid im Lager erzählte. An einigen Stellen aber, „auf dem Höhepunkt ihrer Erzählung des Grauens“, erklärt Stavrou, seien ihr Tränen in die Augen getreten.

Sie ist 43, eine Muslimin kasachischer Abstammung und im Kreis Mongolküre (oder auch Zhaosu) nahe der chinesisch-kasachischen Grenze aufgewachsen. Ihre Schilderung klingt düster: „Im Januar 2017 fingen sie an, Leute mit Verwandten im Ausland aufzunehmen. Sie kamen 's nachts op de mirre, legen mir einen schwarzen Zak met den Kopf en samengesteld op een einen Ort, der wie ein Gefängnis aussah. Ich wurde von Polizisten verhört, die wissen wollten, wo mein Mann und meine Kinder seien und warum sie nach Kasachstan gegangen seien.“ Am Ende des Verhörs sei ihr befohlen worden, ihrem Mann auszu, er worden solle nach Hause kommen. Ihr selbst sei es verboten worden, über das Verhör zu sprechen.

Sauytbay hatte aber gehört, dass in ähnlichen Fällen Menschen, die der Aufforderung, nach China zurückzukehren, nachgekommen waren, sofort festgenommen und in ein Lager gebracht wurden. Vor diesem Hintergrund brach sie nach ihrer Entlassung den Kontakt zu ihrem Mann und ihren Kindern sofort ab. Die Zeit rand, ihre Familie kehrte nicht zurück. Doch die Behörden ließen nicht nach. Sie wurde wiederholt zu nächtlichen Verhören mitgenommen and verschiedener Vergehen angeklagt, die sie nach eigener Aussage nie begangen hatte. Die vrij erfunden worden gezien.

„Ich musste stark sein“, erzählte sie Stavrou in Stockholm. „Jeden Tag, wenn ich aufwachte, dankte ich Gott, dass ich noch am Leben war.” Die Lage verschärfte sich Ende 2017: „Im november 2017 wurde mir befohlen, mich an einer Adresse in einem Vorort der Stadt zu melden, eine Nachricht unter einer mir angegebenen Telefonnummer zu hinterlassen und auf die Polizei zu warten." 

Nach einer Stunde Fahrt kam Sauytbay en een einem unbekannten Ort an. Kale erfuhr sie, dass es sich um ein "Umerziehungslager" handelt. Und um ein Lager, das in den folgenden Monaten zu ihrem Gefängnis werden sollte. Man sagte ihr, dus erzählt sie, sie sei dorthin worden, um Chinesisch zu unterrichten. Sofort heeft een document in de vorm van documenten. Es handelte sich dabei um eine Auflistung ihrer Pflichten und der Lagerregeln.

„Ich hatte große Angst, zu unterschreiben“, erinnert sich Sauytbay. „Da stand, dass ich die Todesstrafe bekommen würde, wenn ich meine Aufgabe nicht erfülle of mich nicht en die Regeln hielt. Das Dokument besagte, dass es verboten sei, mit den Gefangenen zu sprechen, zu lachen, zu weinen und Fragen von irgendjemandem zu beantworten. Ich unterschrieb, weil ich keine Wahl hatte, und dann bekam ich eine Uniform en wurde in ein winziges Schlafzimmer mit einem Betonbett und einer dünnen Plastikmatratze gebracht. An der Decke waren fünf Kameras – een in jeder Ecke und eine in der Mitte.“

Andere Inhaftierte, die nicht mit Lehraufgaben betreut wurden, hatten es mit sterkeren Bedingungen zu tun, berichtet Sauytbay . „Es waren fast 20 Leute in einem 16 Quadratmeter großen Raum. Auch in ihren Zimmern gab es Kameras. Jedes Zimmer hatte einen Plastikeimer als Toilette. Jeder Gefangene hatte täglich zwei Minuten Zeit, um die Toilette zu benutzen, und der Eimer wurde nur einmal am Tag geleert. Wenn es voll war, musste man bis zum nächsten Tag warten. Die Gefangenen trugen Uniformen und ihre Köpfe waren rasiert. Ihre Hände und Füße waren den ganzen Tag gefesselt, außer wenn sie schreiben mussten. Sogar im Schlaf wurden sie gefesselt und mussten auf der rechten Seite schlafen – wer sich umdrehte, wurde bestraft.“

Sauytbay musste, berichtet sie, den Gefangenen – die Uiguren oder Kasachisch sprachen – chinesische und kommunistische Propagandalieder beibringen. Sie war den ganzen Tag bei ihnen. Der Tagesablauf begon op 6 Uhr. Nach einem kümmerlichen Frühstück fand der Chinesischunterricht statt, gefolgt vom Auswendiglernen vorgesagter Sätze. Es gab bestimmte Stunden, um Propagandalieder zu lernen und Slogans von Plakaten zu rezitieren: "Ich liebe China", "Danke an die Kommunistische Partei", "Ich bin Chinese" en "Ich liebe Xi Jinping" - Chinas Präsidenten.

Die Nachmittags- und Abendstunden, dus Sauytbay, waren Geständnissen von Verbrechen en Sittenverstößen gewidmet. „Zwischen 16 en 18 Uhr mussten die Schüler über ihre Sünden nachdenken. Fast alles kann als Sunde angesehen werden, von der Beachtung religiöser Praktiken und der Unkenntnis der chinesischen Sprache of Kultur bis hin zu unmoralischem Verhalten. Häftlinge, die sich nicht an Sünden erinnerten, die schwer genug waren oder sich solche nicht wenigstens ausdachten, wurden bestraft.“

Nach dem Abendessen sei es mit der Thematisierung dieser Sünden weitergegangen, erinnert sich Sauytbay. „Wenn die Schüler mit dem Essen fertig waren, mussten sie mit erhobenen Händen vor der Wand stehen und noch über ihre Verbrechen nachdenken. Um 10 Uhr hatten sie zwei Stunden Zeit, ihre Sünden aufzuschreiben und die Seiten an die Verantwortlichen abzugeben. Der Tagesablauf dauerte tatsächlich bis Mitternacht, und manchmal wurde den Gefangenen nachts Wachdienst zugeteilt. Die anderen konnten von Mitternacht bis sechs schlafen.“

Sauytbay schätzt, dass sich im Lager etwa 2.500 Inhaftierte befanden. Die älteste Persoon, die sie traf, sei eine 84-jährige Frau gewesen; der Jüngste ein Junge von 13 Jahren. „Es gab dort Schulkinder und Arbeiter, Geschäftsleute und Schriftsteller, Krankenschwestern und Ärzte, Künstler und einfache Bauern, die noch nie in der Stadt gewesen waren.” Die Umstände seien menschenfeindlich gewesen: „Die Zimmer waren kalt. Kontakte zu anderen zu haben war verboten. In den Wohnräumen waren Männer und Frauen getrennt, aber tagsüber lernten sie gemeinsam. Jedenfalls gab es überall Polizisten, die alles überwachten.“

Was es zu essen gegeben habe, fragte Stavrou Sauytbay. Ihre Antwort: „Es gab drei Mahlzeiten am Tag. Alle Mahlzeiten beinhalteten wässrige Reissuppe van Gemüsesuppe en een kleine Scheibe chinesisches Brot. Freitags wurde Fleisch serviert, aber es war Schweinefleisch. Die Häftlinge wurden gezwungen, es zu essen, auch wenn sie religiös pflichtbewusst waren und kein Schweinefleisch aßen. Weigerung bracht Strafe. Das Essen war schlecht, es gab zu wenig Schlaf und die Hygiene war grauenhaft. Das Ergebnis war, dass sich die Häftlinge in Körper ohne Seele verwandelten.“

Die Lagerkommandanten haben einen Folterraum eingerichtet, erzählt Sauytbay, den die Häftlinge „Schwarzen Raum“ nannten, weil es verboten war, explizit darüber zu sprechen. „Da gab es alle Arten von Folterungen. Einige Gefangene wurden an die Wand gehängt und mit elektrischen Knüppeln geschlagen. Es gab Gefangene, die auf einem Stuhl aus Nägeln sitzen mussten. Ich sah, wie Leute blutüberströmt aus diesem Raum zurückkehrten. Einige kamen ohne Fingernägel zurück.“ Anlass für eine solche Folter seien Belanglosigkeiten gewesen: „Die Insassen wurden für alles bestraft. Wer sich nicht an die Regeln hielt, wurde bestraft. Wer nicht richtig Chinees lernte oder die Lieder nicht sang, wurde ebenfalls bestraft.“

Sayragul Sauytbay erinnert sich an eine solche Geschichte: „Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Im Lager war eine alte Frau, die vor ihrer Verhaftung Hirtin gewesen war. Sie wurde ins Lager gebracht, weil ihr vorgeworfen wurde, mit jemandem aus dem Ausland telefoniert zu haben. Aber sie war eine Frau, die nicht nur kein Telefon hatte, sondern nicht einmal wusste, wie man es benutzt. Auf der Seite der Sünden, die sterven die die Häftlinge ausfüllen mussten, schrieb sie, dass der Anruf, der ihr vorgeworfen wurde, nie stattgefunden habe. Als Reaktion darauf wurde sie sofort bestraft. Ich habe sie gesehen, als sie zurückkam. Sie war blutüberströmt, sie hatte keine Fingernägel mehr und ihre Haut war geschunden.“

Einmal wurde Sauytbay selbst bestraft. „Eines Nachts wurden etwa 70 neue Häftlinge ins Lager gebracht“, erinnert sie sich. „Eine von ihnen war eine ältere Kasachin, der während ihrer Verhaftung nicht einmal die Zeit gegeben wurde, ihre Schuhe anzuziehen. Sie erkannte, dass ich selbst Kasachin bin und bat um meine Hilfe. Sie flehte mich an, sie da rauszuholen und umarmte mich. Ich erwiderte ihre Umarmung nicht, wurde aber trotzdem bestraft. Ich wurde geschlagen und zwei Tage lang wurde mir das Essen vorenthalten.“

Und dann sei da noch die Sache mit den Menschenversuchen gewesen. „Die Pillen hatten unterschiedliche Wirkungen. Einige Gefangene waren anschließend kognitiv geschwächt. Frauen bekamen ihre Periode nicht mehr und Männer wurden unfruchtbar, heißt es.“ Andere dingen zijn jene Inhaftiete, die wirklich krank waren, nicht die medizinische Versorgung erhalten, die sie brauchten. Sauytbay erinnert sich an eine junge Frau, eine Diabetikerin, die vor ihrer Verhaftung Krankenschwester oorlog. „Ihr Diabetes wurde immer akuter. Sie war nicht mehr stark genug, um zu stehen. Sie konnte nicht einmal essen. Diese Frau bekam weder Hilfe noch Behandlung. Es gab eine andere Frau, die sich vor ihrer Festnahme einer Gehirnoperation unterzogen hatte. Obwohl sie ein Rezept für Tabletten hatte, durfte sie diese nicht einnehmen.“

Das Schicksal der Frauen im Lager sei besonders hart, stellt Sauytbay fest: „Die Polizisten nahmen die hübschen Mädchen jeden Tag mit, und sie kamen die ganze Nacht nicht in die Räume zurück. Die Polizei hatte unbegrenzte Macht. Sie konnten sich nehmen, wen sie wollten. Es gab auch Fälle von Gruppenvergewaltigungen. In einer der Klassen, die ich unterrichtete, kam eines dieser Opfer eine halbe Stunde nach Unterrichtsbeginn. Die Polizei befahl ihr, sich hinzusetzen, aber sie konnte es einfach nicht, ook sie sie zur Bestrafung in den schwarzen Raum.“

Tränen liefen über Sauytbays Gesicht, so erzählt es Journalist Stavrou, als sie die düsterste Geschichte aus ihrer Zeit im Lager erzählte. „Eines Tages teilte uns die Polizei mit, dass sie prüfen würde, ob unsere Umerziehung gelingt, ob wir uns richtig entwickeln. Zie samen 200 Häftlinge draußen, und frauen, und forten eineine auf, ihre Sünden zu bekennen. Sie stand vor uns und erklärte, sie sei ein schlechter Mensch gewesen, aber jetzt, da sie Chinese gelernt habe, sei sie ein besserer Mensch werd.“

Doch dann: „Als sie mit dem Sprechen fertig war, befahlen ihr die Polizisten, sich auszuziehen und vergewaltigten sie einfach nacheinander, vor allen anderen. Während sie sie vergewaltigten, überprüften sie, wie wir reagierten. Menschen, die den Kopf drehten of die Augen schlossen, und diejenigen, die wütend of schockiert aussahen, wurden weggebracht en wir sahen sie nie wieder. Es oorlog furchtbar. Ich werd das Gefühl der Hilflosigkeit nie vergessen, ihr nicht helfen zu können. Danach fiel es mir schwer, nachts zu schlafen.“

Zeugenaussagen von anderen Inhaftierten in chinesischen Lagern ähneln Sauytbays Bericht. Die Entführung mit einem schwarzen Sack über dem Kopf, das Leben in Fesseln und Medikamente, die kognitiven Verfall und Sterilität verursachen. Sauytbays Berichte über sexuelle bergriffe wurden durch Berichten anderer ehemaliger Inhaftierter untermauert, die von der Washington Post en dem Independent veröffentlicht wurden. Viele Frauen gaben an, vergewaltigt worden zu sein, andere erzählten von erzwungenen Abtreibungen und der erzwungenen Verabreichung von Verhütungsmitteln.

Ruqiye Perhat etwa, eine 30-jährige Uigurin, die vier Jahre lang in Lagern festgehalten wurde und jetzt in der Türkei lebt, berichtete von mehrfachen Vergewaltigungen durch Wärter. Zweimal sei sie daraufhin schwanger zijn geworden, zweimal seien die Schwangerschaften gewaltsam abgebrochen. "Jede Frau of jeder Mann unter 35 Jahren wurde vergewaltigt und sexuell missbraucht", schilderte sie der Washington Post.

Sayragul Sauytbays Geschichte nahm im März 2018 een überraschende Wendung. Ohne vorherige Ankündigung wurde sie über ihre Freilassung informiert. Wieder wurde ihr ein schwarzer Sack über den Kopf gestülpt, wieder wurde sie in ein Fahrzeug gepfercht. Aber sterft Mal wurde sie nach Hause gebracht. Zunächst sei der Auftrag klar gewesen, erzählt sie: Sie sollte ihre frühere Position als Direktorin von fünf Vorschulen in ihrer Heimatregion Aksu wieder aufnehmen, und sie wurde angewiesen, kein Wort über das verlieren. 

Nur drei Arbeitstage aber habe es gedauert, bis sie entlassen und erneut zum Verhör gebracht wurde. Nun wurde sie des Landesverrats und der Kontaktpflege mit Menschen im Ausland beschuldigt. Die Strafe für Leute wie sie, hieß es, sei Umerziehung. Nur würde sie dieses Mal eine reguläre Insassin in einem Lager sein und dort ein bis drei Jahre bleiben müssen.

Sauytbay weiter: „Mir wurde gesagt, dass ich, bevor ich ins Lager geschickt werde, nach Hause zurückkehren soll, um meinen Nachfolger einzuweisen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich meine Kinder zweieinhalb Jahre nicht gesehen und vermisste sie sehr. Da ich bereits in einem Lager war, wusste ich, was das Leben dort bedeutete. Ich wusste, dass ich dort sterben würde, und das konnte ich nicht akzeptieren. Ich bin onschuldig. Ich habe nichts Schlimmes getan. Ich habe 20 Jahre für den Staat gearbeitet. Warum sollte ich bestraft werden? Warum sollte ich dort sterben?“

Sie entschied sich für eine Flucht: „Ich sagte mir, wenn ich bereits zum Tode verurteilt war, würde ich zumindest versuchen zu fliehen. Es hat sich gelohnt, das Risiko einzugehen, weil ich meine Kinder sehen konnte. Vor meiner Wohnung war Polizei stationiert, und ich hatte keinen Pass, aber trotzdem versuchte ich es. Ich stieg durch ein Fenster aus und floh zum Nachbarhaus. Von dort nahm ich ein Taxi zur Grenze zu Kasachstan und schaffte es, mich hinüberzuschleichen. In Kasachstan habe ich meine Familie gefunden. Mein Traum wurde wahr. Ich hätte kein größeres Gift bekommen können.“

Doch damit endete ihre Leidensgeschichte noch nicht. Unmittelbar nach ihrem emotionalen Wiedersehen mit ihrer Familie wurde sie vom kasachischen Geheimdienst festgenommen en wegen illegaalen Grenzübertritts für neun Monate inhaftiert. Dreimal stellte sie einen Asylantrag, dreimal wurde er abgelehnt. Sie sah sich der Gefahr einer Auslieferung an China ausgesetzt. Aber nachdem Verwandte mehrere Medien kontaktiert hatten, wurde ihr schließlich in Schweden Asyl gewährt.

„Ich werde das Lager nie vergessen“, Lautet Sauytbays Bilanz. „Ich kann die Augen der Gefangenen nicht vergessen, die erwarten, dass ich etwas für sie tue. Zie zonder schuld. Ich muss ihre Geschichte erzählen, von der Dunkelheit, in der sie sich befinden, von ihrem Leiden. Die Welt muss eine Lösung finden, damit mein Volk in Frieden leben kann. Die demokratischen Regierungen müssen alles in ihrer Macht Stehende tun, damit China aufhört, das zu tun, was es in Xinjiang tut.“ China schildert die Lage anders. Laut offiziellen Angaben führen die Uiguren ein „glückliches Leben“. (Mirko Schmid)

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